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Wenn Paare aneinander vorbeireden – und warum es sich manchmal anfühlt wie ein Gespräch mit einer Wand

  • Autorenbild: Anja Praxenthaler
    Anja Praxenthaler
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Für Paare in dysfunktionalen Kommunikationsschleifen, die sich anfühlen wie eingeschlafene Füße. Für Menschen, die keine Lust mehr haben, sich den Mund fransig zu reden – nur um dann das Gefühl zu haben, ein Gespräch mit einer Wand wäre ergiebiger gewesen.


Anja Praxenthaler - Heilpraktikerin für Psychotherapie in München , Blogartikel aneinander vorbei leben, streitendes Paar

Aneinander vorbeireden – was steckt dahinter?

Vielleicht kennst du eines davon:

  1. „Aber ich rede doch eh die ganze Zeit, erkläre mich, was ich meine und mir wünsche.“

  2. „Ich rede eh nur in Ich-Botschaften, wie es in jedem Kommunikationsratgeber empfohlen wird.“

  3. „Na gut, dann lasse ich sie/ihn halt reden und warte, bis der Sturm vorüber ist – nicht, dass ich mitten im Auge des Orkans lande.“

  4. „Wenn ich mich schon zum 1000sten Mal erklären muss, reißt mir halt die Hutschnur – und ja, dann werde ich auch mal lauter.“


All das sind Beispiele dafür, wie unglücklich Kommunikation in Beziehungen manchmal laufen kann. Und dafür wie unglücklich das dann machen kann. Und dann kommt schnell der Gedanke:


„Ich versuche es ja. Aber ich komme einfach nicht an… ich werde nicht verstanden… oder es bringt sowieso nichts mehr. Wir reden ständig aneinander vorbei – dann lassen wir’s gleich ganz.“


Kann man so machen.


Oder eben anders.


Die entscheidende Frage: Wie soll es denn anders gehen?

Es beginnt mit der Perspektive, die du wählst – und der inneren Haltung, aus der heraus du sprichst.

Solange du den Fokus komplett auf dein Gegenüber legst und diese Person – heimlich, still und leise – subtil aber krass wirksam zum Mittelpunkt deiner eigenen Welt machst, kommst du einfach nicht auf einen grünen Zweig, geschweige denn zum glücklichen Zustand des Verstanden-seins. Es führt unweigerlich dazu, dass du von der Gunst, Befindlichkeit und dem Wohlwollen des anderen abhängig bleibst.


Der Wendepunkt: Den Fokus nach innen richten

Wenn du beginnst, vor der eigenen Haustür zu kehren, passiert etwas Entscheidendes. Du richtest den Blick nach innen – zu deinen eigenen Gefühlen, Bedürfnissen, Erwartungen und der Wahrheit, die sich in dir zeigt. Auch zu deinen Ecken und Kanten.

Damit nimmst du echten Kontakt zu dir selbst auf. Und erst dann wird es möglich, den anderen in deine einzigartige innere Welt einzuladen. Wirklich in Kontakt, in Berührung zu gehen. Und sich spürbar zu begegnen. Da sind übrigens die Ecken und Kanten ziemlich hilfreich - da kann man sich gut festhalten.


Plötzlich bist du in einer Beziehung.

Auf einmal wirkst du greifbar, fassbar, vielleicht sogar verstehbar.

Und die Wand mit der du bisher so oft geredet hast, verwandelt sich.

Dein Partner/deine Partnerin zeigt sich.


Nicht, um dich zu retten.

Nicht, um dafür zu sorgen, dass es dir besser geht.

Nicht, um dich glücklich zu machen.


Dafür bist du selbst zuständig. Du bist erwachsen und kannst für dich sorgen.

Die Zeiten der kindlichen Abhängigkeit – in denen Eltern oder andere Bezugspersonen die Verantwortung trugen – sind vorbei. Ab einem gewissen Punkt im Leben geht es darum, eine Entscheidung zu treffen:

"Übernehme ICH die Verantwortung für mein Denken, Fühlen und Handeln – oder nicht?"

Oder anders formuliert:

Wer darf die Regie in deinem Leben führen? Du selbst, oder lässt du dich bestimmen?


Wenn du dich dafür entscheidest, den Regie-Job zu übernehmen, steigst du in deine Erwachsenenschuhe. Du gestaltest dein Leben aktiv und gehst deinen Weg – in deinem Sinne.


Kommunikation aus der Erwachsenenhaltung: Ein echter Gamechanger

Aus dieser Haltung in Kontakt zu gehen, verändert alles.

Der andere ist plötzlich nicht mehr unbewusst zuständig für dein Glück. Du kannst selbst dafür sorgen.

Das macht dich nicht nur frei, sondern auch wirksam – im Sinne von: gestaltungsfähig, kraftvoll, einflussreich für dein eigenes Leben.

Und plötzlich hat da jemand gegenüber wieder Platz:

  • mit seinem Weltbild,

  • seiner inneren Wirklichkeit,

  • seiner Wahrheit.

Auch er oder sie möchte diese teilen – weil es kein Gerangel mehr ist um „Bitte versteh mich!“, „Ich hab recht!“ oder „Weil du immer so stur bist, muss ich rumnörgeln!“.

Eine Ich-Botschaft wird dann zu einer echten Ich-Botschaft. Kein verkapptes Vehikel, um Erwartungen zu transportieren.


Sondern:

Eine Begegnung zweier Welten

Zwei individuelle Innenwelten, die sich zeigen dürfen. Die erkundet, entdeckt und verstanden werden wollen.


Das verbindet. Das hält lebendig. Auch nach 40+ Jahren Beziehung.

Und so läuft Kommunikation nicht mehr ins Nirgendwo –sondern sie trifft einander. Im besten Sinne des Wortes.


Deine Anja Praxenthaler

 
 
 

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